Im Rahmen der #maennerwelten Tweets bei Twitter wurde ich an eine übergriffige Situation erinnert, die mich im Nachhinein noch immer beeindruckt und empowert.
Ich war auf einer Gothicparty, es war gegen drei Uhr nachts und die Tanzfläche schon recht leer und zu dem Zeitpunkt war ich die einzige weiblich gelesene Person auf der Tanzfläche. Wie bei solchen Parties üblich tanzten alle eher für sich allein, ich auch. Auch auf der Tanzfläche war ein Typ, der optisch in die Szenerie passte: helle Jeans, Oberteil mit V-Ausschnitt in blau, Goldkettchen.
Und genau dieser Typ tanzte mich irgendwann an. Ich drehte mich weg und tanzte in einer andere Richtung, er kam wieder in mein Sichtfeld und forderte mich mit Gesten auf, zu ihm zu kommen. Ich schüttelte meinen Kopf und tanzte weiter. Dann fing er an, mir auf die Pelle zu rücken, und über die Musik zu poltern ich frigide Sch*** solle mich Mal nicht so anstellen.
In dem Moment sah ich in meinen Augenwinkeln einen Kumpel der am Rand stand Richtung Tanzfläche stürmen… und dort stehen bleiben. Die Menschen, die mir am nächsten standen hörten auf zu tanzen und schauten sich die Situation an. Die Musik ging aus. Ich griff meine Flasche anders. Und baute mich vor ihm auf. Dann fing ich an, ihn anzuschreien, dass er sich verpissen soll, weil ich ihm sonst raushelfen würde etc. Er war kurz irritiert, verließ dann aber die Tanzfläche. Alle starten mich an. Der mir am nächsten stehende Tänzer fragte mich, ob alles okay sei, der Kumpel kam zu mir. Und ich fragte, ob wir dann jetzt weiter tanzen könnten. Die anderen auf der Tanzfläche nickten mir zu und wir tanzten weiter.
Kurz danach guckte ich, ob ich den Typen noch finde, fragte die beiden Schränke, ob ich Hausverbot bekäme, wenn ich jemanden, der mich belästigt hat, aus dem Laden rausprügel. Sie verneinten, meinten aber, dass sie mir bei Bedarf gerne helfen, weil das gar nicht ginge. Er war schon weg.
Warum ich die Situation trotz allem so gut fand und bis heute finde? Weil mir der Raum gegeben wurde, die Situation selbst zu klären! Alle Anwesenden haben genau beobachtet, was passiert, aber niemand hatte das Bedürfnis, sich “schützend vor mich zu stellen”. Es wurde nicht “weggeguckt”, nicht ignoriert, dass da gerade etwas passiert.
Und genau das finde ich unglaublich wichtig: Menschen, die diskriminiert werden, die abgewertet werden, die Möglichkeit lassen, sich zu wehren und zu verteidigen, aber ihnen gleichzeitig das Gefühl geben, dass sie in der Situation nicht alleine sind und, wenn sie diese wollen und brauchen, jederzeit Hilfe und Unterstützung bekommen. Bei mir hat diese Situation das tiefe Gefühl hinterlassen, dass es vollkommen in Ordnung ist, meine Grenzen klar und deutlich zu verteidigen und ich das (teilweise) auch ganz alleine kann, darf und soll, aber nicht muss.
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