Dieser Beitrag behandelt einen Frauenarztbesuch, den ich mit 17 oder 18 erlebt habe.
Ich ging das erste Mal zu diesem Arzt und als er meinte Brüste abtastete sprach er mich darauf an, dass sie ungleich groß seien, das lief etwa so:
“Ihre Brüste sind ungleich groß, das kann sich noch verwachsen, wenn nicht ist das aber auch nicht schlimm, das kann man chirurgisch korrigieren.”
Ich finde das krasser, umso älter ich werde. Warum? Ungleichgroße Brüste kommen sehr häufig vor, sie sind an sich medizinisch keine Gefahr. Und diese Information hätte ich mir von einem Gynäkologen erwartete, keine andere.
Vielmehr hat er mir als junge Frau das Gefühl vermittelt, dass sie nicht gut sind, was ja nicht schlimm sei, weil man sie ja anpassen könne. Ohne, dass ich auch nur ein Wort darüber verloren hätte, dass mich das stört. Die medizinisch notwendige Information, nämlich das das egal ist, habe ich nicht erhalten. Nur das Gefühl, dass ungleichgroße Brüste nicht schlimm sind, weil man sie ja korrigieren, also “richtig machen” kann, indem man sie gleich groß macht, also schon irgendwie nicht so optimal.
Was für ein Körperbild wird dadurch einer jungen Frau vermittelt?
Erst nach diesem Gespräch habe ich mich eine längere Zeit wegen meinen ungleich großen Brüsten unwohl gefühlt, teilweise geschämt, immer im Hinterkopf, dass es ja auch möglich wäre, diese “schön machen zu lassen”. Und warum das Ganze? Weil ein männlicher Arzt der Meinung ist, einer jungen Patientin eine Sorge nehmen zu müssen, die sie bis dahin gar nicht hatte, nämlich dass ihr nach sexistischen Vorstellungen nicht perfekter Körper ja ganz einfach perfekt gemacht werden könne…