Es passiert recht häufig, dass Menschen sich sexistisch, rassistisch, homophob oder anderweitig menschenverachtend äußern und bei Gegenwind dann anfangen, über die Wortwahl zu diskutieren. Das passierte mir auch gerade Mal wieder.
Ein (cis) Mann äußerte sich in Bezug auf eine Vergewaltigung auf die Mord und Verstümmelung folgten in meinen Augen transphob. Ich kritisierte die “transphobe Kackscheiße” und erwähnte, dass für eine Vergewaltigung das Geschlecht des Opfers keine Rolle spielt, da es nicht um Sex, sondern um sexualisierte Gewalt ging.
Er wiederholte (wahrscheinlich ohne es zu merken) seine transphobe Äußerung, beschwerte sich aber noch über meine Wortwahl (transphobe Kackscheiße und scheiß egal). Ich erklärte, dass genau diese wiederholte Äußerung der transphobe Punkt an seiner Aussage sei und nahm in seinen Worten, in denen er sich über meine Wortwahl beschwerte, bezug darauf, dass ich es nicht cool finde, dass es um Vergewaltigung, Mord und Zerstückelung geht und sein Fokus auf dem Geschlecht des Opfers liegt. Daraufhin meinte er, dass er ja auch was dazugelernt habe (Vergewaltigung ist kein Sex), aber der Ton halt nicht so dolle sei. Ich entgegnete, dass mein Interesse nicht darin liege, ihm oder sonstwem etwas beizubringen, sondern rassistische, sexistische, homophobe, transphobe und sonstwie menschenverachtende Äußerungen nicht unkommentiert zu lassen und auch nicht, freundlich um Reflexion zu bitten. Da kam dann, dass ich da halt mit Abwehrreaktionen rechnen müsse. Da er zwischenzeitlich seine Post gelöscht hat, kann ich nicht mehr direkt darunter schreiben, aber ich möchte hier, ohne Zeichenbegrenzung, nochmal erklären, an welchen Punkten ich mich befinde.
Ich habe keinen Bildungsauftrag, erst recht keinen unbezahlten. Ich will Menschen auch nicht per se bilden.
Wenn jemand dumme Dinge sagt, muss er damit rechnen, dass von mir nicht mega freundlich zurückgemeldet zu bekommen, in der Regel erkläre ich aber zumindest ansatzweise wo in meinen Augen das Problem ist. Das tue ich aber nicht nett, will ich auch nicht, sehe ich nicht ein. Warum? In meinen Augen basiert der Umgang miteinander erstmal auf Höflichkeit.
Wer diese verletzt bis bewusst missachtet und GENAU DAS passiert für mich durch menschenverachtende Äußerungen, hat von mir aber keine Höflichkeit (zumindest in Bezug auf diese Äußerung, abhängig vom Umgang/der Intension etc.) zu erwarten, weil er diese unausgesprochene Regel zuerst gebrochen hat. Meine Reaktion ist eine Abwehrreaktion auf solche Äußerungen, ich will nicht, dass Menschen so etwas äußern (können) und sich trotzdem/damit weiter wohlfühlen können. Und: Genau solche Äußerungen machen, dass andere Menschen sich unwohl fühlen, ausgegrenzt, ja letztendlich ermordet werden (können durch das daraus entstehende Klima). Ich will gar nicht, dass Leute sich so verhalten können und sich dann noch nicht mal ansatzweise aus ihrer Komfortzone bewegen müssen.
Und wenn wir schon dabei sind: Hört auf, menschenverachtende Äußerungen zu relativieren! Eine rassitische, transphobe und menschenverachtende Äußerung ist nicht “etwas unangenehm”, sondern eine rassitische, transphobe und menschenverachtende Äußerung. Unangenehm ist ein Pickel am Arsch.
Hört auf mit dieser Opfer-Täter-Umkehr “Ich sage etwas ätzendes, aber Du musst mir das ganz lieb rückmelden, sonst höre ich Dir nicht zu”. Und hört auf, Menschenverachtung als unangenehm zu relativieren, letztendlich ist sie tödlich!
Read this next