Redebeitrag zu Sexwork zum 25.11.2021

Hier findet ihr meinen Redebeitrag zum 25.11. Da ich diesen vorgelesen habe, habe ich nicht so ein Auge auf Rechtschreibung und Grammatik gehabt 😉

Ich erzähle euch heute etwas zu Sexarbeit.
Hierbei geht es nicht um Zwangsprostitution, diese ist zu verurteilen und gegen sie gibt es rechtliche Möglichkeiten. Leider wird beides in Diskussionen immer wieder in einen Topf geworfen.

Ich möchte zu Sexarbeit etwas sagen. Von Sexarbeit wird dann gesprochen, wenn Erwachsene Menschen sich dafür entscheiden, diesem Job nachgehen zu wollen. Die Gründe sind vielfältig und sie sind valide. Es ist gesellschaftlich anerkannt, sich körperlich in einem schlecht bezahlten Job kaputt zu arbeiten, aber Sexarbeit ist in den Köpfen vieler immer ein Tabu, etwas schmutziges, etwas Erzwungenes, etwas bemitleidenswertes. Etwas, vor dem es gilt, Sexarbeitende zu schützen. Dabei wird nicht mit ihnen geredet, dabei wird nicht nach ihren Perspektiven gefragt und wie Unterstützung aussehen könnte. Dabei wird zu meist über sie geredet. Sie werden als unmündig dargestellt und es gilt, sie zu beschützen. Vor sich selbst. Dabei wird völlig ausgeblendet, dass für viele Sexarbeitende diese Arbeit die ist, mit der sie sich endlich aus Abhängigkeiten befreien können. Mit der sie sich selbst helfen können. Und doch ist da immer dieser Makel. Sexarbeitende seien unmündig, müssten vor sich selbst beschützt werden. Vor der Gewalt, die sie durch Kundinnen erleben. Auch Jahre nach dem Job ist da immer diese Angst, dass „ES“ rauskommen könnte. Dieser Selbstzweifel, was mit einem selbst nicht stimmt, weil man sich nicht schlecht fühlt, obwohl die Gesellschaft doch vorgibt, dass man sich schlecht fühlen müsse. Und dann gibt es da selbsternannte Feministinnen, die sich augenscheinlich zur Rettung der armen, hilflosen Sexarbeitenden aufgeschwungen haben. Und Ihnen endlich eine Stimme geben. Könnte man meinen. Ich rede von SWERFs, als Sexworking excluding radical feminists. Diese schließen Sexarbeitende wegen ihrer Arbeit aus feministischen Prozessen aus, haben ganz klare Bilder, wie Sexarbeitende mit ihrem Körper umzuegehen haben, damit sie sich feministisch nennen dürfen. Und welcher Arbeit sie nicht nachgehen dürfen.
Eine logische Konsequenz des Beschützenwollens wäre für mich, Sexarbeitende erst Recht in feministische Kämpfe miteinzubeziehen, ihnen Rückhalt zu geben und ihre Bedürfnisse nach Außen zu vertreten. Wie Unterstützende das allgemein tun sollten.

Stattdessen pochen sie weiter auf das nordische Modell, und das, OBWOHL sämtliche dazu veröffentlichten Studien ganz klar zeigen, dass Gewalt und Missbrauch hierdurch nicht abgenommen, sondern zugenommen haben. Weil auch selbstgeschaffene Sicherheitssysteme unter Strafe stehen. Weil Partner*innen quasi automatisch der Zuhälterei angeklagt werden können. Weil Vermietende das Risiko einer strafrechtlichen Verfolgung eingehen. Taxifahrende. Eigentlich alle, die in irgendeiner Form unterstützend wirken können. Auch ohne Gewinnbeteiligung aus der Arbeit selbst. Wenn ihr weitere Fragen zum nordischen Modell habt, kommt gerne auf mich zu.

Und als ob das noch nicht reichen würde, outen sie Arbeitsstätten. Und viele Menschen nehmen das auch noch als spannende und wichtige Information auf und verbreiten es. Finden es ganz toll, mutig oder was auch immer. Es gibt diverse Gründe, warum Sexarbeitende versuchen, ihren Arbeitsplatz geheim zu halten. Sei es Stigmatisierung, Angst vor Gewalt, Abwertung, Schutz der eigenen Familie und viele weitere. Und das ist das Ergebnis des gesellschaftlichen Umgangs mit ihnen.
Daher frage ich Euch: Was bringt das Outen von Arbeitsplätzen, außer Sexarbeitenden ihren Safe Space zu nehmen? Nichts!
Bitte teilt solche „DOKUS“ nicht, macht andere darauf aufmerksam, dass das alles andere als gut oder sinnvoll oder unterstützend ist.
Fang endlich an, mit Sexarbeitenden zu reden und nicht über sie!
#MakeSexworkSafework #SexworkIsWork

Veröffentlicht unter Sex

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