Ich habe auf Twitter einen Tweet zu Deadnaming verfasst und was es (mit mir) macht. Da vielen Menschen, die nicht betroffen sind, anscheinend nicht Mal ansatzweise bewusst ist, wie schlimm Deadnaming sich anfühlt, habe ich mich dazu entschieden, auch einen Blogartikel zu verfassen.
Was ist Deadnaming? Deadnaming ist das Verwenden eines Namens, den ein Mensch zu seiner Geburt erhalten hat, den der Mensch für sich aber nicht (mehr) verwendet. Häufig betrifft dies trans und enby Personen, aber nicht nur. Und jemand, der seinen Namen ändert ist niemandem Rechenschaft schuldig. Deadname drückt eigentlich schon alles aus: Der Name ist tot. Er ist irrelevant und es gibt keinen Grund, ihn zu erfragen oder zu nennen. Erst recht nicht absichtlich!
Doch was ist nun das Problem damit? Ist ja “nur ein Name”, oder?! Ein Name ist Teil der Identität. Wer Namen nicht anerkennt, ignoriert die Identität eines Menschen bewusst. Und weil viele Menschen sich nicht vorstellen können, wie Deadnaming sich anfühlt, habe ich zusammengetragen, wie es sich für mich anfühlt. Und dabei ist es erstmal zweitrangig, ob das Deadnaming absichtlich oder aus Versehen passiert. Ich weiß von anderen Menschen mit Deadname, dass es sich ebenfalls sehr negativ für sie anfühlt, teilweise noch deutlich krasser, als es sich für mich anfühlt.
Im besten Fall fühle ich mich nicht angesprochen. Das passiert zum Beispiel beim Arztbesuch. Also wenn ich keine Beziehung zu der Person habe/nicht in einem Gespräch eh schon angesprochen werde. Wenn Menschen die ich kenne, bewusst meinen Deadname einsetzen, reagiere ich darauf körperlich. Ich bekomme einen Schauer, der meinen Nacken runterläuft, mein Magen zieht sich zusammen, ich merke, wie mir die Tränen hochsteigen. Und ich fühle mich SEHR unwohl. Wo unwohl, dass ich gerne weg möchte bzw. überlege, ob ich wohin möchte, wo die Person ist weil ich Angst habe, dass sie es wieder tun könnte. Ich überlege, nicht dorthin zu gehen, weil ich mich so unwohl damit fühle, dass die Person es wieder tun könnte. Weil es unglaublich wehtut. DAS ist, was Deadnaming mit Menschen machen kann.
Deadnaming fühlt sich bei mir in der Regel an, wie ein verbaler Faustschlag in die Magengrube. Wie ein richtig fester.
Immer wieder setzen transfeindliche Personen Deadnames bewusst gegen trans Personen ein. Wenn ihr so etwas mitbekommt, interveniert, unterstützt die betroffenen Personen! Und wenn doch Mal der Deadname rausrutscht? Dann entschuldigt ihr euch kurz, wiederholt den richtigen Namen und sprecht weiter.
Seid solidarisch!