Redebeitrag zum 08.03.2022

Eigentlich wollte ich heute etwas zur aktuellen rechtlichen Situation von nichtbinären Menschen in Bezug auf die offizielle Namensänderung und die Anpassung des Geschlechtseintrags machen. Weil das gerade ein Thema für mich persönlich ist. Und es ist ÜBERRASCHUNG nicht so einfach möglich. Legal eigentlich gar nicht.

Es passiert aber gerade wieder so viel Scheiße, dass ich darüber nicht schweigen kann und will. Und deswegen kotze ich mich jetzt ein bisschen aus.

Als erstes möchte ich die aktuell wieder sehr laut werdenden TERF Stimmen aufgreifen. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, bereits auf dem Plakat deutlich zu machen, dass für TERFs hier kein Raum ist. Ich persönlich sage dazu: Lasst die Hände von meinen Schwestern und aus unseren Hosen!

Es wird wieder massiv gegen trans Personen gehetzt. Gegen das Selbstbestimmungsgesetz. Und Sprache schafft Realität. Für Abwertung von Menschen darf kein Raum geboten werden!
Zwei der heraufbeschworenen Bedrohungsszenarien möchte ich hier kurz aufgreifen.

1. „Dann können Männer sich Frauenklamotten anziehen und in den Safe Space Toilette / Umkleide etc. eindringen!

Ich sag euch Mal was aus meiner Perspektive und meinen Erfahrungen dazu:

  1. Finde ich es absurd, dass Klamotten ein geschlecht haben sollen, genauso, wie Körperteile.
  2. WENN Männer sich übergiffig verhalten wollen, dann tun sie das. Bereits jetzt. Täglich. Weil sie keine Konsequenzen zu befürchten haben. Auf keiner Ebene. Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft, deswegen stehen wir heute hier. Kein Mann, der in irgendeinen vermeintlich sicheren Raum eindringen will, muss sich dafür erst ein Kleid überwerfen. Er macht es einfach. DAS ist die Realität.
  3. Die Erzählung von Männern in Kleidern erkennt trans Frauen ab, eine Frau zu sein. Und das ist widerwärtig

2. Im Kontext von kostenlosen Menstruationsartikeln wird immer wieder darauf hingewiesen, wenn der Begriff Menstruierende verwendet wird, dass dies frauenfeindlich sei, weil es diesen Begriff bereits gäbe. Er laute Frauen. Frauen und Menstruation werden also gleichgesetzt, das eine nur mit dem anderen.

Das find ich zutiefst frauenfeindlich und transfeindlich und gefährlich.
Frauenfeindlich, weil das bedeutet, dass alle Menschen mit Uterus, die nicht oder nicht mehr menstruieren, keine Frauen sind.

Transfeindlich, weil das bedeutet, dass alle trans Frauen keine Frauen sein. Transfeindlich auch, weil das bedeutet, dass alle trans Männer die (noch) menstruieren, keine Männer sind.

Gefährlich, weil damit auch einem 9 Jährigen Mädchen entweder abgesprochen wird, zu menstruieren oder gar, noch ein Kind zu sein.

Kommt darauf klar, dass Menstruierende und Frauen zwar teilweise Schnittmengen haben, aber bei weitem nicht identisch sind. Und wenn hört auf mit Biologie zu argumentieren, die Wissenschaft ist sich einig darüber,m dass Geschelcht sich auf und aus verschiedenen Ebenen zusammensetzt. Und selbst beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ist bereits vor Jahren angekommen, dass es mehr als die zwei Geschlechter Mann und Frau gibt. Ihr seid feindlich, ihr wollt hassen und euch ist jedes Mittel recht, um nach unten zu treten und nicht nach oben zu buckeln.

Vor einigen Wochen gab es einen widerlich transfeindlichen Artikel in der Emma über Tessa Ganserer. Mit Deadnaming, mit Missgendering. Mir kamen beim Lesen dieses Artikels die Tränen und ich konnte ihn nicht fertig lesen. Wie muss es da erst Tessa gehen, die immer und immer wieder solche Attacken auf sich, auf ihr SEIN erlebt?
Und sogenannte Allies? Teilen den Artikel, mit dem sichtbaren Deadname und reagieren auf Kritik mit Erklärungen entweder gar nicht oder erklären, warum das in Ordnung sei. Man habe sich da besprochen. Der Deadname heißt so, weil er tot ist! Es hat keinen Mehrgewinn, wenn der verteilt wird, es ist nur mitunter SEHR schmerzhaft für die betroffene Person. Lasst das.

Den teil über TERFs möchte ich mit einem Satz von von Storch beenden, auch sie ging Tessa aufs widerlichste an. Im Bundestag, sie sagte:

„Das Selbstbestimmungsgesetz wird kommen!“ Und, genau das einfach. Wir lassen uns nicht mehr unsichtbar machen. Wir räumen niemandem mehr ein, über unser Geschlecht zu bestimmen, außer uns selbst. Wir sind und das muss beweis genug sein.

Und ihr, Beatrix? Ihr könnt nichts dagegen machen.

Und dann will ich noch etwas zu my body my choice sagen

Ja, Schwangere MÜSSEN uneingeschränkten Zugang zu Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen und Abbrüchen selbst haben. Aber My Body my choice muss generell gelten. Jeder Mensch für sich muss alleine entscheiden können, wie der Körper aussehen soll und darf. Ob es dabei um fatshaming geht, um geschlechtsangleichende OPS, um Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen ist egal. Niemand schuldet Euch einen Körper, der in euren Augen zu irgendetwas passt, das ihr gerne hättet!

Und ich will noch etwas zu Frauen* sagen. Es wiedert mich an. Es ignoriert bewusst, dass ich keine Frau bin, aber in die Vorstellung anderer passe, wenn es um eine geschlechtliche Einordnung geht. Wenn es um Frauen geht, benennt diese und lasst das Sternchen weg. Wenn es um FLINTA* geht, benennt diese (an dieser Stelle steht der Stern übrigens korrekt, weil er bedeutet „und alle anderen, die (durch ihre Sexualität) vom Patriachat unterdrückt werden.

Der Begriff Frauen zeigt mir :“Ich meine dich ja auch irgendwie und weil Du für mich irgendwie eine Frau bist, benenne ich dich so.“ Und am besten soll ich noch dankbar sein, dass ich ja „mitgemeint“ werde. WIEDER wird mir mein Geschlecht von anderen aberkannt. Ich sag euch Mal was: Ne Pussy und Brüste machen noch lange keine Frau!

So, wie ich Verständnis dafür haben soll, wenn es für andere jetzt mega kompliziert ist, sich an meine (neuen) Pronomen zu gewöhnen. Was ja auch ätzend ist, weil die sind ja nichtmal deutsch…

Ja, Fuck ey, mein Geschlecht ist in dieser Gesellschaft SO unsichtbar, dass es nichtmal pronomen für mich in meiner Muttersprache gibt. Aber sorry, dass ich da jetzt so viel erwarte.

Ihr müsst nicht alles verstehen, um es zu akzeptieren. Ich bin nicht binär, als ob ich binäre Geschlechter oder gar cis Geschlechtlichkeit nachfühlen könnte. Aber das muss ich nicht, ihr seid und das ist Beweis genug und das gleiche forderer ich für mich ein. Und für alle.

Ich will keine Toleranz, tolerieren, also aushalten, dass es mich gibt, müsst ihr, ihr könnt nichts dagegen machen. Ich will Akzeptanz, darunter mach ich es nicht mehr.

Ich schaue mich hier um und bin über jeden mensch hier voller Freude. Ihr seid da, ihr seit laut und leise, wütend und traurig. Und mutig. Danke dass ihr da seid!

Lasst uns gemeinsam nach oben Buckeln, nicht nach unten treten. Lasst uns gemeinsam Räume erobern, für alle. Lasst uns nie vergessen, dass wir nichts verlieren, wenn wir anerkennen, dass andere menschen von noch mehr/anderer Marginalisierung betroffen sind. Und lasst uns verdammt nochmal gemeinsam, als Geschwister, nicht als Schwestern dafür sorgen, dass jedes Mal, wenn das Patriachat uns seine Zähne zeigt, der Zahnausfall kommt. Ich kann nicht frei sein, solange es nicht alle sind.

Lasst uns dafür streiten und kämpfen, dass wir am 08.März irgendwann an dem Punkt sind, an dem wir einfach alle gemeinsam feiern können. Weil wir das Patriachat abgeschafft haben!

Persönlicher Nachtrag:
Und habt verdammt nochmal Haltung! Du findest, dass das Selbstbestimmungsgesetz übertrieben ist?! Dann erkennst Du mich nicht an. Zieh die Konsequenzen und lass Dir nicht noch einen von mir Blasen!

Ich sage es nochmal ganz deutlich: In einer binären Gesellschaft in der Brüste und Pussy weiblich sind und Penes männlich, ist die Sprache der erste Weg, Menschen, auf die das nicht zutrifft, sichtbar zu machen. MIR bleibt nichts anderes übrig, als immer wieder zu sagen, dass ich nicht-binär bin, damit andere nicht über mein Geschlecht als Teil meines Seins bestimmen können!

Danke!

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