Ich habe auf Twitter einen sehr positiven Beitrag zu HIV und STD Heimtests von der Aidshilfe gelesen, anmelden und weitere Infos erhalten könnt ihr Euch hier: https://samhealth.de/
Was hat das nun auf diesem Blog zu suchen? Der Beitrag hat mich (mal wieder) daran erinnert, wie schwierig es teilweise (als Frau) ist, an solche Tests zu kommen. Ich gehe regelmäßig zum ansässigen Gesundheitsamt (das ist halt durch Corona gerade etwas schwierig) und lasse mich testen, seit Jahren. Das ist hier auch recht entspannt, nur sind die sehr begrenzten Öffnungszeiten für mich durchaus schwer mit meinem Job zu vereinbaren, daher ist der Hinweis mit den Heimtests für mich eine super zusätzliche Möglichkeit.
Doch warum gehe ich für die Tests eigentlich nicht zum Arzt? Das hat verschiedene Gründe. Zum einen sind es die Kosten, ich habe einmal, als eh Blut abgenommen wurde, um einen HIV Test gebeten, den musste ich natürlich selber zahlen. Dieser HIV Test allein hat fast so viel gekostet, wie ich beim Gesundheitsamt für HIV, Hepatitis B und C und Syphilis zahle.
Viel relevanter ist für mich aber der Umgang vom Arzt mit meinem Testwunsch. Mein damaliger Arzt fing mit mir an zu diskutieren, als ich meinen Wunsch äußerte. Hier ein Gedankenprotokoll dazu:
Ich: Bitte auch direkt einen HIV Test machen lassen.
Er: Gibt es denn einen Anlass?
Ich: Routinekontrolle?!
Er: Ja, aber hatten Sie denn etwa wechselnde Sexualspartner?(Bewusst nicht gegendert)
Ich: Nein, aber was spricht denn gegen einen Routinetest?
Er: Sind sie in einer festen Beziehung?
Ich: Ja.
Er: Schon länger?
Ich: Ja, aber was hat das mit einem Routinetest zu tun?
Er: Na, wenn Sie schon länger einen festen Partner haben, gibt es ja keinen Grund für einen Test!
Ich: Doch, weil ich routinemäßig einen möchte!
Er: Ich finde das nicht gut und sehe da keinen Sinn drin, aber wenn Sie das unbedingt möchten…
Solche und ähnliche “Gespräche” scheinen kein Einzelfall zu sein. Und darauf habe ich einfach keine Lust. Ich lasse mich regelmäßig testen, unabhängig von wechselnden Sexualpartner*innen, egal ob ich Sex habe oder nicht. Und dafür sehe ich auch keinen Rechtfertigungsgrund. Es gibt die Möglichkeit, sollte ich wirklich mal ein positives Testergebnis haben, kann ich die davon betroffenen Menschen relativ engmaschig eingrenzen und informieren, fertig.
Und warum landet das jetzt hier? Weil es für mich ein Sinnbild für die Wahrnehmung der sexuellen Anspruchshaltung an Frauen und (monogame) Beziehungen unserer Gesellschaft ist. Wenn Frauen ausschließlich eine monogame Beziehung pflegen, sich also “anständig” verhalten, gibt es keinen Grund für einen Test auf sexuell übertragbare Krankheiten. Dabei wird zum einen ausgeschlossen, dass der*die monogame Partner*in ungeschützt fremdgehen könnte, gleichzeitig wird nicht monogamen Frauen indirekt eine Mitschuld an einer potentiellen Ansteckung gegeben, unabhängig davon, wie safe der Sex ist, den sie praktizieren.
Eine monogam lebende Frau verhält sich “richtig” und muss daher keine Krankheit(en) befürchten. Really?!
Tut, was ihr möchtet, was Euch Spaß macht, aber macht es safe und konsensual!