Es ist das Jahr 2020, wir sind alle aufgeklärt, Sex wird an jeder Ecke zur Schau gestellt. Also warum überhaupt thematisieren, über Sex zu reden? Ist ja gar nicht mehr nötig, oder?
Doch, immer und immer wieder! Damit Sex normalisiert wird. Sexualisierte Werbung ist kein Sex! Sexualisierte Darstellungen sind in der Regel nicht konsensual! Wenn erwachsene Menschen Hemmungen haben, ihre Geschlechtsteile zu benennen und nur von “da unten” reden, befinden wir uns ganz weit weg von einer sexuell aufgeklärten Gesellschaft! Wenn mir eine Hausärztin bei einer Blasenentzündung beschämt etwas von “Sie haben da zwei Löcher” erzählt, sind wir nicht sexuell aufgeklärt! Aber warum ist Aufklärung denn so wichtig?
Weil sie z.B. im medizinischen Kontext helfen kann, Krankheiten schneller zu entdecken, weiß, was im eigenen Körper passiert, wo etwas nicht so ist, wie es sein sollte. Weil nur wer offen über Sex reden kann auch in der Lage ist, über sexuelle Bedürfnisse zu reden. Und nur wer über sexuelle Bedürfnisse reden kann, ist in der Lage, einen sexuellen Konsens zwischen den Beteiligten her zu stellen. Und darum muss es gehen. Das Sexualität immer konsensual ist.
Und dabei ist es völlig egal, ob zwei Menschen sich küssen oder eine Gruppe von Menschen sich gegenseitig grün und blau schlägt.
Sexuelle Handlungen müssen in dem Moment in dem sie statt finden den Konsens aller Beteiligten haben. Und wenn dieser Punkt erfüllt ist, ist es völlig egal, was die Beteiligten miteinander tun oder nicht tun.
Das Sprechen über Bedürfnisse und Grenzen darf nicht erst dann beginnen, wenn gesellschaftlich betrachtet etwas “krasses” passiert. Weil Bedürfnisse und Grenzen individuell sind. Für einen Menschen ist ein Zungenkuss krass, vielleicht schon eine Grenzverletzung, für einen anderen ist es noch nicht krass, wenn Blut fließt. Und das ist vollkommen in Ordnung, solange? Genau, solange es im Konsens stattfindet.
Also Leute, wenn ihr Sex haben wollt, schafft vorher und währenddessen ein Klima, das einen Konsens ermöglicht und aufrecht erhält. Fragt nach Bedürfnissen, äußert Eure eigenen.
Und, ganz wichtig: Nein heißt Nein, egal um was es geht. Wenn ihr ein Nein definiert habt seid ihr die einzige Person, die in der Lage ist, aus diesem Nein ein Ja zu machen. Aber nur, weil ihr es wollt, wenn ihr es wollt und wann ihr es wollt. Mindestens genauso wichtig: Ein Ja ist nie in Stein gemeißelt, anders als ein Nein. Das ist indiskutabel. Wenn ihr merkt, dass aus einem Ja ein Nein wird, äußert bzw. akzeptiert das. Das ist Euer Recht und Eure Pflicht!
Macht was ihr wollt, aber macht es (so) safe (wie möglich) und konsensual!
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